Sehr gewichtige Überlegungen über die weitere Gestaltung des Heiligtums fanden im Sommer 1916 statt. Sie zeigen deutlich, wie sehr das Kapellchen inzwischen zum Zentrum und Mittelpunkt des Lebens und Strebens der Sodalen geworden ist und wie sehr sie sich für eine größtmögliche Steigerung seiner Wirksamkeit mit allen denkbaren Mitteln begeisterten.
In den Briefen Pater Kentenichs taucht die laufende Diskussion nur knapp und andeutungsweise, aber deutlich auf, z.B. im Brief an Josef Fischer vom 24. Juli 1916.
Der Hinweis auf einen früheren Programmbrief bezog sich auf jenen vom 22. Mai 1916, in welchem erstmals ein Vergleich mit dem Organisationsgedanken von Vinzenz Pallotti auftauchte.
Es ist selbstverständlich, daß Pater Kentenich diese Überlegungen zur Ausgestaltung des „Schmuckkästchens“ nicht nur wie beiläufig an Josef Fischer schrieb, sondern sie nach Möglichkeit allen Sodalen unterbreitete. Und die Reaktionen blieben nicht aus. Noch einmal tauchen die Überlegungen Josef Fischer gegenüber auf in dem kurze Zeit später, am 1. August 1916, geschriebenen Brief aus den Erholungsferien in Dernbach.
Pater Kentenich weist in diesem Brief auf Zeilen von Franz Hafeneth hin; sie sind nicht bekannt. Der Art von Hafeneth entsprechend darf man jedoch damit rechnen, daß sich seine Anliegen und Themen in mehreren seiner Briefe wiederholten; so dürften sie auch gemeint sein in dem kleinen Auszug, den die MTA-Zeitschrift in Nr. 20 wiedergibt und die einige Tage nach dem oben herangezogenen Brief Pater Kentenichs geschrieben wurden.
In der MTA (Nr. 21) vom 22. Oktober 1916 folgen dann Briefauszüge von Max Brunner, Albert Eise und Andreas Schäfer; sie spiegeln die lebhafte Diskussion um das Kapellchen, seine Funktion und Zukunft wieder.
Max Brunner greift schon im August 1916 den Gedanken an ein Kriegsdenkmal auf und spricht sich dafür aus. Auch Albert Eise äußert sich dazu in einem Brief an den Spiritual. In diesem Brief ist auch die Rede von dem Gedanken, das Michaelskapellchen aus Dankbarkeit zu vergrößern.
Nach diesen Briefabschnitten von Albert Eise folgt ein solcher von Andreas Schäfer; darin taucht als Zukunftsvorstellung das Wort vom Kapellchen als Nationalheiligtum auf, das einen und wenn notwendig versöhnen soll.
In der Nr. 23 der MTA vom 19. November 1916 gehen die Bemerkungen weiter.
Den vorläufigen Abschluß der Diskussion um eine bauliche Erweiterung oder einen Neubau des Kapellchens bildet in der Nr. 25 der MTA ein geharnischter, deutlicher Brief der Ablehnung einer Vergrößerung von einem der ältesten Mitglieder der Marianischen Kongregation, Franz Wallbrunn. Er gehörte zu diesem Zeitpunkt zur Abteilung Fischer und darin zur Gruppe Heinrich Richarz.
Nach dieser Meinungsäußerung taucht in der MTA-Zeitschrift der Plan einer baulichen Veränderung des Heiligtums bis 1919 nicht mehr auf. Die Idee eines Kriegsdenkmals allerdings wurde weiterverfolgt, bis sie zum Fünfjahresgedächtnis der Gründung der Marianischen Kongregation, am 27. April 1919, in der Enthüllung der Gedenktafel mit 109 Namen an der rechten Wand des Kapellchens ihre Erfüllung fand.
Dasselbe Jahr 1916 brachte jedoch zwei andere Fortschritte mit sich. Der eine war der Beginn eines Sodalenalbums im Heiligtum, der andere eine tiefere Entdeckung der heilsgeschichtlichen Zusammenhänge in welchen das Heiligtum gesehen wurde. Beide Vorgänge werden in den Nummern der MTA fortlaufend dokumentiert.