Unsere Weihegabe an die Dreimal wunderbare Mutter und Königin von Schönstatt ist ein Weihwasserbecken. (Anmerkung: Das neue Weihwasserbecken wurde von einer Marienschwester geschaffen, der Künstlerin M. Sigrid, wie in dem ausführlichen Bericht in Heft 1 1951 der Zeitschrift „Am Schönstattquell“, S. 24 festgehalten ist.) Am 15.8.1950, dem Feste der Himmelfahrt Mariens, wurde es feierlich eingeweiht und im Gnadenkapellchen aufgestellt. (Anmerkung: Das alte Weihwasserbecken kam in das Filialheiligtum der Schwestern nach Koblenz Metternich.) Zunächst stand es den ganzen Tag in der Wallfahrtskirche, und bei allen Veranstaltungen wurde darauf Bezug genommen. Morgens 10 Uhr war Hochamt; in der Predigt stand das Festgeheimnis des Tages im Mittelpunkt. Es entschleiert die Treue Gottes, der von Ewigkeit her den Plan festgehalten hat, die Welt durch den bräutlich-mütterlichen Helferdienst Mariens zu retten, der ihn im Laufe der Zeit verwirklichte und mit der Aufnahme Mariens in den Himmel herrlich zu Ende geführt hat. Durch das Fest wird aber auch Wert und Würde menschlicher Treue hervorgehoben. Von der Verkündigungsstunde in Nazareth bis unter das Kreuz von Golgotha hat Mariens Treue sich bewährt. Jedes Geheimnis ihres Lebens erweist sie als „treue“ Magd des Herrn, die sich seinem Ratschluß gänzlich ausgeliefert und zur Verfügung gestellt hat.
Das Weihwasserbecken soll das eherne Bekenntnis unserer Gebets und Opfergemeinschaft zur Treue Gottes sein. Das Leid stellte diese Treue auf schwere Proben, aber es offenbart auch die Liebe Gottes in besonderer Weise. Wir wollen das Leid, das wir zu tragen haben, fruchtbar werden lassen. Das Weihwasserbecken bietet in aller Verborgenheit die reinigende Flut allen dar, die das Heiligtum betreten, damit sie entsühnt vor das Antlitz Gottes treten, denen, die es verlassen, damit sie geheiligt im Alltag zu stehen vermöchten. So wird das Weihwasserbecken auch zum Bekenntnis unseres Willens, treu zu bleiben im Vertrauen auf die Gnade, die uns geschenkt wird.
Nachmittags um 2 Uhr war die Festansprache; sie handelte vom Geschenkgeber, vom Geschenksinn und vom Geschenkzweck:
„a. Die Geschenkgeber sind unsere Vertriebenen. Sie haben sich miteinander verbunden, um in Liebe der Gottesmutter dieses Geschenk anzubieten. Wenn wir das Weihwasserbecken einer näheren Besichtigung unterziehen und uns den Symbolgehalt erklären lassen, dann finden wir am Fuß und auf der Schale die gewundenen Linien. Sie bedeuten die hemmungslos strömenden Wasserfluten des Leids, in die unsere Flüchtlinge so überaus stark hineingetaucht worden sind. Unwillkürlich fragen wir, woher dieses gewaltige Leid kommt? Hier gibt uns das Becken Antwort. Es ruht auf drei symbolhaften Gestalten, die nachdrücklich hinweisen auf die drei Süchte, die sich in der menschliche Natur so furchtbar auswirken: Die Machtsucht, die Habsucht und die Genußsucht. Es fällt uns nicht schwer, den inneren Zusammenhang sofort zu verstehen. Die Quellen der Grausamkeiten, denen wir zum Opfer gefallen sind, ist die dreifache Sucht im Herzen der Menschen. Es sind hintergründige Mächte, die in einem ständigen Kampf miteinander stehen. Auf der einen Seite der Teufel mit seinem Anhang und auf der anderen Seite Christus und die Gottesmutter. Der Teufel ist es also, der sich vermählt hat mit der Machtsucht, der Habsucht und der Genußsucht, der Teufel ist es also, der diese Wasserfluten des Leids ausgegossen hat über unsere Flüchtlinge, ja über die ganze heutige Welt. Groß und bedeutungsvoll ist die heutige Feier wegen der Geschenkgeber. Wenn wir schon in der Heiligen Schrift hören, daß das Almosen der Witwe so genehm war, um wieviel genehmer muß dieses Geschenk sein, das unsere armen, heimatlosen Flüchtlinge der Gottesmutter, der Dreimal wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt anbieten!
b. Was ist der Sinn des Geschenkes? Das Geschenk soll ein lebendiges Bekenntnis des Liebesbündnisses mit der Mta sein, es soll ein Einreihen sein in ihr Gardekorps. Das Wort vom Liebesbündnis ist uns vertraut, und wir freuen uns, daß so viele Vertriebene aus fremden Landen den Weg nach Schönstatt gefunden haben. Sie haben sich einführen lassen in die Geschichte und Sendung Schönstatts und sind angeleitet worden, mit der Dreimal wunderbaren Mutter und Königin ein Liebesbündnis einzugehen. Damit sind sie hineingezogen in das große Kriegsheer, in die Schlachtenreihe, die die Gottesmutter von hier aus schulen will und hinausführen will in den heutigen Kampf der Geister. Die alte Welt erzittert und erbebt, eine neue Welt ist am Werden. Wer ringt um die Herrschaft in der Welt? Das sind die beiden hintergründigen Mächte: auf der einen Seite der Teufel mit seinem Anhang, der die drei Süchte des Menschen als Werkzeug benützt auf der anderen Seite der Dreifaltige Gott, der mit Hilfe der Gottesmutter und ihrer Diener die Menschheit zum Heil führen will. So finden wir auf der Außenseite des Weihwasserbeckens die Allerheiligste Dreifaltigkeit dargestellt: Vater, Sohn und Heiliger Geist; die ausgestreckte Hand deutet an, daß Gott auch heute willig ist, seinen Bund mit den Menschen zu schließen; Alpha und Omega, verbunden mit dem Christuszeichen, erinnert daran, daß Christus ist „die Macht und die Kraft und die Herrlichkeit” in Zeit und Ewigkeit; die Taube mahnt an den Schöpfergeist, der aus dem Chaos der Zeit eine neue Welt schaffen kann und will, wenn der Mensch sich nicht versagt. Vater, Sohn und Heiliger Geist wissen, warum sie alles Leid zuließen. Das Leid soll zum Segen werden! Durch die Hand der Gottesmutter wird das in Liebe geopferte Leid dem Dreifaltigen Gott angeboten und in Gnade verwandelt. Deshalb deuten die am Becken selbst strömenden Wasserfluten die Segensquellen und wellen an. Der Dreifaltige Gott will kraft des Liebesbündnisse seine sieghafte Macht in der Welt entfalten durch das Liebesbündnis mit der Dreimal wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt. Ein Dauerbekenntnis soll dieses Geschenk sein für alle Zeit, daß sich die Gottesmutter aus den Heimatlosen Menschen erwählt, die sich ihr ganz geschenkt und ihr großes, unermeßliches Leid geopfert haben.
c. Was ist nun der Zweck des Geschenkes? Selbstverständlich zunächst Dankbarkeit, und Dankbarkeit ist gemeiniglich die vorzüglichste Bitte. Aber der Zweck geht noch weiter. Das Weihwasserbecken soll geweihtes Wasser enthalten, und das geweihte Wasser ist unser gewandeltes Leid. Die Wasserfluten, die uns überstürzten, sind gewandelt worden in geweihtes Wasser, mit dem alle sich segnen können. Um unserer Opfer willen möchte der liebe Gott und die Dreimal wunderbare Mutter und Königin von Schönstatt ungezählt viele denselben Weg zum Liebesbündnis führen. Und wenn die Zahl derer voll ist, die den Sinn der Weltkatastrophe erfaßt haben, dann mag sie uns, wenn es so im Plane Gottes steht, heimgeleiten in die angestammte Heimat.
So soll unser Weihwasserbecken ein Denkmal sein für alle Zeiten, ein Denkmal der Erbarmungen Gottes, die er an uns erwiesen, die wir Schönstatt kennenlernen durften. Ja, Großes hat an uns getan ... So kündet stumm und überaus laut die Sprache des Beckens.
Und wenn wir zurückkehren dürfen in die Heimat, dann nehmen wir mit die dreifache Botschaft Schönstatts: die Botschaft vom Liebesbündnis, die Botschaft vom praktischen Vorsehungsglauben und die Botschaft einer endlosen seelischen Fruchtbarkeit.
So mag der schlichte Akt sich vollziehen; er möge hineingeschrieben sein in das Herz Gottes, in das Herz der Gottesmutter und in die vergilbten Blätter der Geschichte. Gott segne uns alle, die wir beieinander sind und alle, die das Liebesbündnis mit der lieben Gottesmutter geschlossen haben.“