> Erinnerungen von P. Josef Gürber zur Kette

Erinnerungen von P. Josef Gürber zur Kette

Bern am 1.12.2001

Im Jahre 1958 hatte ich als Präfekt von St. Klemens in Ebikon zusammen mit P. Gemperle in Gossau einen Arbeitseinsatz mit unsern Gymnasiasten im Dienste des „Internationalen Bauordens“ in Deutschland geleistet. P. Gemperle war mit einer Gruppe in Bad Soden Alendorf und ich in der Nähe von Waldkappel, beide Orte in Hessen gelegen. Nach Ende des Einsatzes gingen wir wieder gemeinsam auf eine Besichtigungstour nach Hamburg, später nach Bremen, und kamen dann nach Schönstatt. Wir hatten unser Quartier in der Hochschule der Pallottiner. P. Gemperle mußte vorzeitig in die Schweiz zurückreisen.

An jenem Abend ging ich nochmals ins Urheiligtum hinunter – und dort spricht mich Bruder Peter Schildgen an. Er beklagt sich darüber, daß die Leute immer wieder auf die Gräber der Heldensodalen hintreten und seine Arbeit verunstalten. Ob ich ihm nicht eine Kette besorgen könnte, um dem Zutritt zu wehren. Mir war dieses Ansinnen zunächst fremd und auch zuwider.

In der Nacht ging mir dann der Gedanke durch den Kopf, eine Kette vor den Heldengräbern zu stiften und anzubringen, könnte ein Symbol für Treue bedeuten. Zurückgekehrt in die Schweiz brachte ich diese Kette bei unsern Mitbrüdern ins Gespräch, und die allseitige Zustimmung freute mich. – Es waren die bekannten Spannungen bereits spürbar – und auch von seiten der Mitbrüder, die den späteren Austritt nicht vollzogen, erhielt ich alle Unterstützung. Für uns Schönstätter erhielt dann die Kette zunehmend Bedeutung für unser Einstehen für die „Einheit von PallottiSchönstatt“.

Ausgeführt wurde die Kette auf Vorschlag und Anregung von P. Roland Stuber in der Kunstschlosserei Bad Knutwil. Wenn ich mich recht entsinne, entsprach die Anzahl der Kettenglieder der Anzahl austrittswilliger Mitbrüder, und das ohne besondere Absicht. Es war ja die Länge der gesamten Kette vorgegeben.

Für die Schweizer Mitbrüder, die nach Schönstatt kamen, später auch ins Terziat, wurde es Brauch, diese Kette jeweils zu berühren und zu schütteln. Sie wurde erlebt und gedeutet als unser Zeichen der Treue. – Auf den beiden Seitenständern ist auch mit Absicht das „Kreuz" eingeritzt, ein Hinweis auf unser Landeswappen.

In der Zeit, als P. Widmer in Schönstatt wirkte, war er besorgt, daß die Kette, die etwas Rost angesetzt hatte, wieder rostfrei gemacht wurde, und er hat sie – meines Wissen – auch wieder neu eingesetzt.

Es wurde so aus der zufälligen Begegnung von damals uns Schweizern eine Möglichkeit geboten, uns in der Nähe des Heiligtums – vor den Gräbern der Heldensodalen – ein Zeichen zu setzen, das uns in den vergangenen Jahren der Trennung und Neuwerdung viel bedeutete und uns auch für die Zukunft verpflichtet.