> 1934 - Rede von Vikar Zeppenfeld

1934 - Heimholung der Heldensodalen

Rede von Vikar Zeppenfeld

Am Montagmorgen war auf dem Kapellenplatz um 9 Uhr ein feierliches Requiem. Zelebriert von dem H. H. Vizegeneral der Pallottiner aus Rom. H. H. Vikar Zeppenfeld, einer jener ersten Bündler, der bereits im Kriege mit den Heldensodalen in Berührung kam, sprach über das Weizenkorn, das in die Erde gesenkt werden muß, damit es viele Frucht bringe:

Einen Familientag ganz besonderer Art feiert die große Schönstattfamilie, ein Erleben des schicksalhaften Verbundenseins mit der Gründergeneration. Sie ist das Weizenkorn, das in die Erde sank. Diese jugendlichen Helden haben sich selbst zum Opfer gebracht, damit durch ihr Lebensopfer das Reich Gottes wieder zu uns und unserer Zeit komme, damit Christi mystischer Leib seiner Vollendung entgegenwachse. Darum ist unsere Seele voll jubelnden Dankes, da Gott ihr Leben und Lieben angenommen hat. Sie waren in Wahrheit große heldische Menschen. Man muß ihr Streben und Kämpfen schauen auf dem dunklen Hintergrund des Krieges, muß ihnen draußen begegnet sein, muß etwas von der Glut gespürt haben, die von ihrem Geiste ausging. Was an ihnen besonders hervortrat, war die starke, heilige Liebe zur Dreimal wunderbaren Mutter im Kapellchen zu Schönstatt und ihre klare, sichere innere Einstellung auf ein großes, leuchtendes Ziel. Es war ihr persönliches Ideal, das sie klar erkannt, und um dessen Verwirklichung sie rangen, bevor der Krieg sie von Schönstatt fortrief. Und sie blieben ihrer Mutter und ihrem Ideal treu in einer Atmosphäre, die übermenschliche Forderungen an sie stellte. So ist ihr ganzes Leben eine einzige Hingabe an Schönstatt und seine Weltmission.

Auch wir glauben an die Sendung Schönstatts. Aber wir sind doch ganz tief davon überzeugt: der Felsengrund, auf dem die Familie ruht, ist die restlose Hingabe des ganzen Menschen. Wer vollwertiges Glied unserer Familie sein will, der muß nicht nur etwas wagen, nicht nur dieses oder jenes Opfer bringen, der muß sich selbst einsetzen. Immer wird es auf das Eine ankommen, ob in unseren Reihen Menschen sind, deren Gebets und Opferleben sich ausreift bis zum Heroismus der letzten Hingabe, die vom Geist der Heldensodalen entzündet, das Wort Christi wahr machen: „Tag für Tag das Leben hingeben, um es zu verlieren für Christus und sein Reich.“

In diesen Tagen lasen wir von einer großen Zusammenkunft der spanischen Jugend. 15000 junge Menschen waren es. Da gedachte man der vielen, die in den Wirren des Umsturzes ihr Leben für Christus und seine Kirche geopfert hatten. Man verlas die Namen der Gefallenen. Und jedes Mal, wenn die einzelnen Namen verlesen wurden, erscholl wie aus einem Munde der Ruf: „Zur Stelle! Vorwärts!“ Gleich beim heiligen Opfer, beim Memento der Toten werden auch die Namen unserer gefallenen Helden genannt: Hans Wormer – Max Brunner – dann sollen auch unsere Herzen himmelan rufen: „Zur Stelle! Vorwärts!“ Ja, sie sind unter uns. Ihre Gräber im Schatten des Heiligtums sind nicht Stätten des Todes, sondern des Lebens.