> P. Josef Gürber über die "Schweizer Kette"

P. Josef Gürber über die „Schweizer Kette“

1. Bericht in: P. Joseph Grass, Unsere Heiligtumsgeschichte, St. Gallen 1972, S. 427 ff.

Ebikon, den 18. November 1958

Ein Gespräch! 10. August 1958, abends, in Schönstatt! Auf dem Wege von der Hochschule zum Heiligtum treffe ich Br. Peter Schildgen. Er ist Gärtner, besorgt die Anlagen ums Kapellchen. Er hat unsere Gruppe „Baugesellen“ beachtet, hat erfahren, daß es unter den Studenten Berufsleute gibt. „Ich hätte seit langem gerne eine schmiedeeiserne Kette vor den Heldengräbern, um den Pilgern den Zugang zu den Anlagen zu verwehren. Vielleicht findet sich bei Euch Schweizern jemand, diese Arbeit zu übernehmen.“

Ein Gedanke: Das Gespräch beschäftigte mich in die Nacht hinein. Die Zusage will ich überdenken. Nach und nach finde ich Freude an diesem Angebot, weil mich sein geheimer Sinn in Bann zieht. Fände nicht unser ProvinzIdeal, unsere ProvinzSendung hier symbolhaften Ausdruck? „Der Heimat treu und treu der Wunderbaren Ruf, woll'n wir nicht ruhn, bis sie um uns ein neues Reich sich schuf.“ Die Grundhaltung der Treue läßt sich am Symbol der Kette leicht dartun. Ebenso stark drängt sich eine zweite Deutung auf: Die Kette besteht aus Gliedern. Glieder binden und verbinden. War es Aufgabe der Schweiz schon immer, verschiedenste Sprachen und Kulturen, Rassen und Stämme im eigenen Land zu einen, im übernationalen Raum die Anliegen des Friedens und des fruchtbaren Zusammenschaffens darzuleben und zu verfechten, so scheint Gott uns in der Gesellschaft ähnliche Aufgaben zuzuweisen: Bindeglied zu sein zwischen Gesellschaft und Schönstattwerk. – Deute ich den geistigen Hintergrund auch nur an, so finde ich:

Ein Vorschlag ist am Platze: Die Gelegenheit ist erstmalig und ist einmalig.

Überlegen wir, ob diese Kette gültiger Ausdruck unserer Sendung sein kann, überprüfen wir in Hausgemeinschaft oder Gruppen, unter Patres, Brüdern und Fratres, wie wir dieses Symbol geistig erarbeiten und gnadenhaft eropfern können!

Auch die kunstvolle Ausführung der Kette soll geplant und vorgeschlagen werden. Wer sich sein Geld erübrigen kann, mag auch so noch mithelfen. Der Preis soll sich höchstens auf hundert Franken belaufen. Fließt zuviel Geld in die „Kettenkasse“ nach Ebikon, so überlassen wir dies Br. Peter Schildgen zur weitern Ausschmückung der Heldengräber.

Alle nötigen Erlaubnisse sind eingeholt, besonders jene des zuständigen Rektors in Schönstatt. Bis Weihnachten sollten Pläne und Vorschläge genug da sein.

Mit herzlichem Gruß P. Josef Gürber