> Kapitel 8 - Weitere Schicksale der Klosterfrauen

8. Weitere Schicksale der Klosterfrauen

Im Georgenkloster am „Vogelsang“. – Umzug in das St. Barbarakloster auf der Leer. – Aufhebung.

“Trostlos ist es, für Geschwundnes, Hingegangnes streiten wollen: Hast du Macht, den Strom zu hemmen und zum Quell zurückzurollen?“

Das Kirchlein des Georgenklosters in Koblenz ward der hl. Barbara geweiht, die auch Patronin des Klosters Schönstatt gewesen war. Die Nonnen besaßen eine bedeutende Reliquie dieser hl. Jungfrau und Martyrin, nämlich ein Stück der Hirnschale in eine silberne Büste eingeschlossen.

Beim Einzug in das Klösterlein waren anwesend: Kono von Homburg, Offizial des geistlichen Gerichtes zu Koblenz, Johann Wimpfeling, Kanzler, Nikolaus Piskatoris von Neuendorf, Dominikanerprior zu Koblenz, Peter Torney, Beamter in Koblenz, und Werner Escher, Prokurator und Syndikus des Hofgerichtes.

Wenige Jahre nur haben die Nonnen auf dem „Vogelsang“ gewohnt. Der Stadtmagistrat hätte gerne das Georgenkloster gehabt, und man hatte ihnen schon 1694 das alte Hospital hinter der „Leyr“ (Leer, Löhr) zum Tausche angeboten. Im Jahre 1704 wollte man ihnen sogar noch 1400 Reichstaler dazu geben. Die Schwestern aber mochten von dem Tausche nichts wissen und nahmen in ihrem Klösterchen verschiedene bauliche Veränderungen vor. Da hat dann auch der Magistrat beim Hospital angefangen zu bauen und einen Neubau hingesetzt. Die Umzugsfrage schien vergessen zu sein.

Die Klosterfrauen wollten nun ihr Kirchlein wölben lassen. Bei der Gelegenheit überlegten sie, ob es nicht doch besser sei, das kleine Klösterlein daranzugeben und auf die Leer zu ziehen. Das neue Gebäude daselbst gefiel ihnen, und jetzt waren sie es, welche dem Magistrate einen Tauschvorschlag machten. Die Gemeinderäte wollten aber nun nichts mehr hievon hören, und fast alle waren dagegen. Schließlich aber gelang es dem Vertreter der Augustinerinnen, Hauptmann Deutsch, doch die Hindernisse und Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen und in einigen Monaten den Tauschvertrag vorzubereiten.

Demnach sollte das Hospital nach Skt. Georg im Vogelsang verlegt werden, und die Schwestern sollten das alte Hospitalgebäude samt dem Neubau übernehmen. Für das neue Gebäude mussten sie 1000 Reichstaler bezahlen, sollten aber aus dem Vogelsang alle Mobilien, selbst Altäre und ihre Schönstatter Glocken mitnehmen dürfen.

Unmittelbar nach dem Abschlusse des Vertrages gingen die Schwestern ans Bauen, da sie eine neue Kirche haben und das alte Hospital für ihre Zwecke einrichten wollten. Ausgenommen den Neubau, waren sämtliche Gebäulichkeiten in einem leidlichen zustande. Das Hospital war nämlich schon im Jahre 1239 von dem Dechanten zu Skt. Florin und Pfarrer zu Unserer Lieben Frauen, Engelbert von Archa, gegründet worden. Am 12. April 1707 legte man den Grundstein zur neuen Kirche Skt. Barbara, und Ende Dezember war sie fertig.

Den 31. März 1708 haben die geistlichen Chorjungfrauen das alte Kloster verlassen und in der Stille das neue bezogen. Am 7. April folgten auch die Laienschwestern, und Skt. Georg ward den Armen übergeben.

Die weitere Geschichte von Skt. Barbara enthält wenig Bemerkenswertes und ist auch nicht hieher gehörig. Wir sind den Spuren der Schönstatter Klosterfrauen gefolgt, einerseits, um unsere Geschichte hinreichend abzuschließen, und dann ganz besonders, weil sich in Skt. Barbara zu Koblenz alle etwaigen Überreste des Klosters zu Vallendar und seine Kirche befinden müssen.

Durch das Säkularisationsdekret von Jahre 1803 wurde auch das Skt. Barbarakloster aufgehoben und die Klostergemeinde zersprengt, nachdem sie schon 236 Jahre vorher ihr ursprüngliches Kloster Schönstatt verlassen hatte.